Es wird ein bewegtes Gemärz gewesen sein.
Anm: Es klingt ein rhythmisches Pad im Hintergrund. Pizzicatocelli in C Moll.
Startpunkt der Reise: Berlin Köpenick. Mein Gesicht und ich posen vor der laufenden Kamera. Das Make Up zerrt an meinen Wangen. Die Lichter drücken die Schweissperlen durch die zweite Haut. Der Dreh ist knapp bemessen, ich bin vom gestrigen Gig etwas mitgenommen, aber guter Dinge und nach nur 10 Stunden mit Allem durch. In meinem Gehirn hat sich die Idee festgesetzt, die Bilder nächsten Tages direkt zu sichten. Im Eurolines Bus zwischen Berlin und Wien. Der Plan ist gut, aber Stromanschlüsse im Bus wären besser. Ich gehe mit meiner Festplatte und meine Festplatte mit mir. Während der nächsten 3500 Kilometer gleicht jede Straßenverwerfung einem Gedanken an die Daten. Umsonst. Sie wird überlebt haben. Dazu später.
Der Eurolines a.k.a Schweinetransporter reitet über die deutsch-tschechisch-österreichische Autobahn-Landstrasse-Stadtdurchfahrt in den fernen Süden. Das Highlight, das Elbtal zwischen Dresen und Usti, verschlafe ich. Die Autobahn zwischen Prag und Brünn nicht. Niemand verschläft. Nachts sind die Bodenwellen der perfekte Albtraumgenerator mit verschwitzter Aufwachgarantie, untertags bangt jeder in vollem Bewusstsein durch die Operation Schlagloch. Die Operation gelingt. Der Patient ist marod, aber Wien unter meinen Füßen. Ich denke mir: Ich mag Wien. Wien denkt sich: Ich mag Georg nicht. U3, U4 und U6 haben Generalpause. Danke Wien. Schöne Begrüßung. Mit Straßenbahnen und 66A kommt Herr K. von Erdberg nach Alt Erlaa. Ein Hauch von Nostalgie liegt in der Luft.
Wir versöhnen uns wieder. Ich trinke Kaffee in Wien. Bio, directtrade – Kein Klischee darf ausgelassen werden. Wenn schon vegan, dann auch fair gehandelt. Wenn schon Berlin, dann auch Neukölln. Wenn schon Musiker aus Österreich, dann auch Proben auf der Alm. Mein Manager und ich (Das wird ein generell neues Kapitel) verlassen das Auto am Berg. Die Abendsonne verschwindet hinterm Dachstein, die Ennstalbundestrasse surrt ganz leise und die Fliegen erwachen aus dem Winterschlaf. Sie sind tollpatschig und langsam. Aber sie sind viele. Viele langsame Fliegen warten auf die Kuhfladen, die noch nicht gekackt wurden und mittendrinnen stehe ich in purer Idylle und genieße.
Der Holzofen knistert, die Suppe kocht und ich singe. Ole – ich singe! Wir sind zum proben hier. Ich spiele die Gitarre, meim Manager dreht an Knöpfen und wickelt Bänder. Wir nennen es installiertes Musiktheater und legen hier den Grundstein für die kommenden, grandiosen Aufführungen. Das Programm wird, „Blüte Des Lebens“ heißen (kann man erraten) und wir werden „Georg Kostron & sein Manager“ sein. Steckt uns in die Schublade „DaDaPunk“. Steckt uns in die Schublade „Deutsche Sprache – aus Wien“. Steckt uns Blumen in die Haare. Details folgen. Ich freue mich!
An the März goes on. ÖBB. Stmk – OÖ. Zwischenstopp Linz: Drei Stunden auf der örtlichen Session. Schön wars. Und weiter im Nightliner. Mit Gin Ga quer durch Mitteleuropa. Zirka extrem viel Zeit an Bord im Halbschflaf. Trotzdem ganz viel Genuss inklusive. Das vegane Tourleben wird leichter! Mein Magen freut sich. Deutschland, Dänemark und Belgien drehen sich im Kreis. Über dem Asphalt zucken erst die Dämpfer, dann wir. Bei jeder Bodenwelle höre ich die Festplatte stöhnen. DüDüDüt-Ächzz.. Wir alle sollten öfter all unsere Daten quer durch Europa gassi fahren – die optimale Datenverluststresstherapie. Aber sie werden überlebt haben. Später mehr.
Dresden entlässt mich nach Berlin. Dresden-Berlin: Das sind 2,5 Stunden entspannter Fahrt. Ich packe meine Sachen aus dem Laderaum und weiß. dass jetzt nur mehr ich alleine für die Festplatte verantworlich bin. Mein Gesicht ist etwas gealtert. Eine Eigenschaft meines Gesichts ist es sehr altersdynamisch zu sein. Dafür ist mein Gepäck meist gleich rekordschwer. Vom ZOB nach Neukölln ist es ein Katzensprung. Ich denke mir: Ich mag Berlin. Berlin denkt sich: Ich mag Georg nicht. Danke Berlin. Eine Odyssee per BVG tut sich auf. Geschrieben für S-Bahn, Schienenersatzverkehr, Ersatzverkehrsalternativbahnhof, Bassgitarre, Sampler, Koffer, Festplatte und Protagonist. Eine zeitgenössische Inszenierung mit klassischem Thema. Warten auf Was-auch-immer. In der Hauptrolle spielt Georg Kostron.
Anm: Jetzt bitte das Übergangsthema mit Flügelhörnern vorstellen. C Moll nach C Dur, die bewegte Terz liegt in der Mittelstimme.
Schlußtext: Da die Festplatte erstaunlicherweise, sozusagen unvorhersehbar überlebt hat, spielt Georg Kostron auch die Hauptrolle in seinem ersten Musikvideo RAUMSCHIFF MARIA, das äußerst zeitnah erscheinen wird. Man munkelt es könnte ein Montag werden. Seien Sie dabei, wenn RAUMSCHIFF MARIAzur Landung ansetzt und seine außerirdisch, dogmatische Besatzung die Herzen erobert und lauter schlagen lässt! Bum! Bum! Bum! Im Übrigen wird Georg Kostron gemeinsam mit seinem Manger am 10.April 2014 sein erstes Konzert im Berliner Erika & Hilde geben. Kommen sie! Freuen sie sich mit uns! Brandheiße Informationen dazu erfahren Sie hier auf: georgkostron.eu