Faule Räder

Das ist doch eklig! Das sieht doch nicht hübsch aus!

Sie liegt auf dem Boden. Er sieht sie mit der Gewissheit an, dass sie zu nichts mehr gut ist und am schnellstmöglichen Weg entsorgt werden sollte. Dreckig, verbraucht und innerlich leer liegt sie hier auf der Wiese vor dem Kanal. Als er sich zu ihr hinunter beugt und seine Hand ihren Hals berührt, rührt sie sich nicht. Sie gibt auch kaum einen Laut von sich. Mit voller Wucht reißt er sie nach oben. Er stößt sie über die Kante. Das Wasser schlägt Wellen. Das Licht blitzt durch die Bäume und wirft ein Mosaik aus Hell und Dunkel auf sie. Dass Nass ist aufgebracht und der kleine Junge strahlt glücklich.

Der Vater sieht seinen Sohn belehrend an. Das ist doch eklig! Das sieht doch nicht hübsch aus! Du kannst nicht einfach so eine Flasche ins Wasser werfen! Der kleine Junge setzt kurz einen entschuldigenden Blick auf und bewundert dann wieder die wunderschön schwimmende Flasche. Sie hat ihren langen Weg aus der Hauptstadt des getrennten Mülls in Richtung Ostsee angetreten.

Zwei Schritte daneben sitze ich. Hier am Kanal. Daneben liegt mein Fahrrad. Es faulenzt im Schatten. Die letzten Tage waren durch die Gigs, die entweder winzigen oder riesigen Backstageräume, bevölkert mit Local Supports und schwedischen H&M Models, die Fliegererreicherei, den komplett verstauten Ruhrpott und einer durchsessenen ICEschen Odysee, die Augen von West bis Ost gegen die Fahrtrichtung gehalten, doch bewegter.

Jetzt: Pause! Schnell ein Rad gekauft – Brauch ich ja sowieso. Und von Grün zu Grün zu pilgern. Die Kurzhosenzeit ist auch in Berlin ausgebrochen. Zelebrieren! Diese Hose ist übrigens violett. In meiner Küche kocht mitunter ein ehemaliges Austria Maskottchen. Aber da gibt es keinen direkten Zusammenhang…

Das Rad, wenn es ganz faul in der Wiese liegt:

https://youtu.be/ECGiU1fx4aI