Rainer vom Feld: Tulips & Thistles

Hörempfehlung: Gestern ist das Album Tulips and Thistles von Rainer Vom Feld rausgekommen.

Ein Singer/Songwriter-Album mit vielen Farben, unerwarteten Lyrics und sehr feiner musikalischer Inszenierung. Rainer singt ein sehr echtes Englisch. Das verstehen seine Eltern nämlich nicht. Die Geschichte dazu erzählen seine Lieder.

Er hatte mit 60 begonnen Gitarre zu lernen und Musik zu schreiben. Teilweise sehr dunkel, mitunter humorvoll. Seine Kompositionen sind farbvoller, als es moderne Stücke generell sind. Rainer moduliert, spielt Durchgangsakkorde, bricht das harmonische Schema, verwendet Klänge jenseits der Diatonik – bleibt aber immer am roten Faden. Man könnte ihn schnell in die Schubladen von Bob Dylan oder Leonard Cohen stecken. Das wäre aber zu kurz gegriffen – ich habe ihn schon zu Techno tanzen sehen und kenne seine Vorliebe für Zappa.

Im letzten Jahr hat er im The Famous Gold Watch Records Studio mit Cameron Laing und Musiker:innen aus der Szene zusammen dieses Werk umgesetzt. Die Kontrabässe und Soundscapes darauf finde ich richtig gut (z.B. Home Town). Die dorische Traumwelt am Ende von The Muse spricht Bände und die einfachen aber unausweichlichen Lyrics von Time sind ein Statement.

Dieses Album sagt klar: It’s never too late und holt Perspektiven hervor, für die es Jahre braucht um sie ausdrücken zu können. Die Texte sind das Fundament von Tulips and Thistles.

Ich selbst habe die E-Bässe einspielen dürfen. Das freut mich sehr, aber wesentlich finde ich, dass Rainer damit Facetten zeigt, wie diese Welt klingen und sein kann und dass das sich das oft schroff gezeichnete Berlin hier anders ausdrückt. Die Scheibe macht Mut Dinge umzusetzen – unabhängig von Alter, Ausbildung und Trend. DIY with a little help from your friends. Ich finds toll! Hört doch rein.